Die Sage
In der Weihnachtszeit kommt, so erzählt die Legende, ‘s Mottles Heer die Heergasse herunter. Kinder wurden dann angewiesen, ganz leise zu sein und ja nicht die Fenster aufzumachen, sonst würden sie mitgenommen werden!
Das Mottles Heer kündigt sein Kommen schon von weitem an mit dem immer wiederkehrenden Ruf “Aus em Weg, aus em Weg!”. Ein orkanartiger wirbelsturm kommt auf und eine Meute wilder Jäger und Reiter stürmt mit lautem Geschrei die Heergasse herunter.
Die Drohung mit dem Kommen des Mottles Heer soll früher ein beliebtes Mittel gewesen sein, um unruhige Kinder in Schach zu halten. Heute noch wird in manchen Pfullinger Familien der Ausdruck benutzt: “mr moint grad, ‘s Mottles Heer kommt”, wenn Kinder mit sehr viel Lärm und Geschrei die Treppe herunterpoltern.
Sollte man bei einem Spaziergang “Vor Buch” , in der verlängerten Großen Heerstraße, vom Mottles Heer überrascht werden, ist es wichtig, sich flach und unbeweglich mit dem Gesicht zu Boden zulegen.
Dieser Rat der erfahrenen Pfullinger sollte ernst genommen werden.
Häsjacke und Hemd
Das auffälligste Teil des Häs eines Mottle ist die Häsjacke. Sie ist im unteren Teil, ebenso wie der untere Teil der Ärmel durch mehrere Hundert einzelne Lederschuppen besetzt. Die dicken Lederschuppen können sowohl schwarz, als auch dunkelbraun sein. Durch diese Armierung mittels versetzter und überlappender Lederschuppen wird die Häsjacke sehr strapazierbar und unempfindlich gegen äussere Einflüsse. Der gesamte Schulterbereich, sowie Brust und der obere Teil des Rückens ist durch ein komplettes Heidschnuckenfell am Stück bedeckt, lediglich in der Mitte des Fells wird eine Aussparung für den Hals eingebracht. Der Lederbesatz reicht überall bis deutlich unter das Fell, auf diese Weise entsteht eine vortreffliche Art der Bewehrung, nicht nur gegen schlechte Witterung, Feuchtigkeit und Kälte.
Unter der Häsjacke wird ein dickes altweisses Leinenhemd getragen. Selbiges ist derb gearbeitet und nicht geknöpft, sondern fällt vielmehr durch eine Schnürung an der Vorderseite vom Kragen bis zur Brust auf. Somit ist das Häs auch bei abgelegter Häsjacke in sich stimmig und es erfolgt kein Stilbruch.
Unsere Maske
Die Maske wird in alter Tradition in reiner Handarbeit aus massivem Lindenholz gefertigt und handbemalt.
Sie weist markante Gesichtszüge eines Mannes auf, der stets einen Bart und üppige Augenbrauen trägt.
Nicht nur durch eine auffällige Narbe ist jedes Gesicht einzigartig gezeichnet. Die langen, teils zerzausten Haare an der Maske bestehen aus mehreren kompletten Pferdeschweifen, deren Farbe von Maske zu Maske variiert.
Durch die aufwändige Handwerkskunst, die einzigartigen Gesichtszüge, die Narbe, die Haarfarbe und nicht zuletzt durch die Frisur wird jede Maske bereits zum individuellen Einzelstück.
Stulpen und Lederhose
Bei der zum Häs getragenen engen Hose handelt es sich um eine schlichte, einfarbig schwarze oder dunkelbraune Lederhose aus mattem Nubuk-Leder. Die äusserst strapazierfähigen Eigenschaften des robusten Leders dienen – neben der stimmigen Optik –, gepaart mit der Undurchlässigkeit gegen Wind und Feuchtigkeit, dem umtriebigen Wesen der Figur, vornehmlich während den Umzügen.
An den Waden trägt das Mottle je eine vom Fuss bis an das Knie reichende Stulpe aus Heidschnuckenfell, die um das Bein gewickelt und meist von Lederriemen zusammengehalten und fixiert wird. Dies wärmt zum einen bei kalter Witterung, zum anderen polstert der dichte Pelz ein Stück weit gegen Stösse und schützt vor Nässe.
Das Zubehör
Um ein stimmiges Gesamtbild zu erhalten und das Verletzungsrisiko bei ausgelassenem Treiben während der Umzüge zu minimieren, gehören zum Häs auch schwarze Handschuhe aus Leder oder dicker Wolle und letztendlich auch stabiles Schuhwerk in Schwarz oder dunklem Braun. Oft wird zusätzlich ein Trinkgefäss in Form eines Trinkhorns oder eines blanken Metallbechers am Häs mitgeführt. Das Häs wirkt nicht zuletzt dadurch so authentisch, dass kein Teil in seiner Farbe verändert wird, sondern die Naturfarben der verarbeiteten Materialien stets erhalten bleiben. Das Vereinswappen der Narrenzunft wird sowohl an der Häsjacke – am rechten Arm -, als auch am Hemd – am linken Arm – getragen. Die eindeutige Laufnummer („Häsnummer“) ist an der Unterseite des linken Ärmels befestigt